Willkommen im Lockwitztal

Im Tal der Wassermühlen

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Letzte Aktualisierung: 17.03.2024
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Niedersedlitz, seit 1950 Stadtteil von Dresden

Niedersedlitz, wird erstmals 1350 als „Sedelicz“, urkundlich erwähnt. Über Jahrhunderte war es ein kleines Bauerndorf. Über dieses herrschten die Burggrafen von Dohna, später die Ritter vom Gut Gamig bei Dohna sowie das Geschlecht der v. Carlowitz aus Kreischa. Lange Zeit besaß das kleine unbedeutende Dorf keine eigene Schule, keine Bäckerei, keinen Gasthof und lag postalisch „bei Lockwitz“. Seit 1569 bestand für die Bauern in Sachsen ein vom Kurfürsten erlassener Mahlzwang. Damit wurde erreicht das alle Mühlen mehr oder weniger Arbeit hatten. Gleichzeitig konnten die Beamten des Kurfürsten die Müller und Pächtern besser kontrollieren. Es konnte sichergestellt werden, dass alle zu entrichtenden Abgaben auch im vollen Umfang und pünktlich entrichtet wurden. Erst nach Aufhebung dess Mühlzwangs im Jahr 1841 mussten die Bauern nicht mehr in der Schiffsmühle Laubegast bzw. Hofmühle Plauen mahlen lassen. Sie konnten frei entscheiden und es entstanden eine Windmühle und Wasser Mühle .
Gruss aus Niedersedlitz
Durch den Bau der Eisenbahnstrecke Dresden-Prag, eröffnet 1845, besitzt Niedersedlitz eine günstige wirtschaftliche Verkehrsanbindung. Bereits im gleichen Jahr wird mit dem Bau des Bahnhofes Niedersedlitz begonnen. Und 1871 wird der Güterbahnhof eröffnet. Somit stehen entlang der Bahnstrecke ausreichent Flächen zur Verfügung, um ungehindert große Industrieansiedlungen mit Bahnanschluss entstehen zu lassen. Als erstes sei hier das Sachsenwerk vormals Kummer und Co. (1888) Hersteller von Elektromotoren / Generatoren und Straßenbahnen genannt. Zur damaligen Zeit war es das größte sächsische Industrieunternehmen. Nach Konkurs 1903 wird daraus die Aktiengesellschaft Licht und Kraft AG. Als VEM Sachsenwerk Dresden fertigt heute das Unternehmen besonders elektrische Großmotoren für alle Einsatzzwecke. Auch die ehemalige Chemische Fabrik Otto Kaufmann (1871), nach 1945 „VEB Platten- und Chemiewerk Niedersedlitz“ stellte bis 1991 chemische Rohstoffe her. Am bekanntesten waren Fliesen für Fußböden und Wände. Die Firma Höntsch & Co. (1895), war anfangs ein Hersteller von Gewächshäusern. Später erweiterte man das Portfolio mit Heizkessel, Bewässerung und weitere technische Ausrüstungen rund um das Gewächshaus. Besonders sind auch die Holzhäuser von Höntsch bekannt. Heute ist das Unternehmen unter MBM Metallbau Dresden bekannt. Auch an die Firma Kelle & Hildebrandt (1874) Hersteller von großen Bühnenbau und Eisenkonstruktionen sei erinnert. 1912 Lieferte die Firma die bühnentechnische Ausrüstung für das neue Schauspielhaus Dresden. Heute auch bekannt unter SBS (Sächsischer Brücken und Stahlbau) hat sich das Unternehmen in zwei Geschäftsfelder aufgeteilt, in Bühnentechnik und Metalltechnik.

weitere Informationen:

Sachsenwerk Niedersedlitz um 1915 Kelle & Hildebrandt 1918 Schule Niedersedlitz um 1915 Kreuzung Schul-Bahnhofstraße 1912 mit Lockwitztalbahn Bismark Straße 1920 Bahnhof Niedersedlitz 1914 Lockwitztalstraße mit Lockwitztalbahn
Im März 1805 führte die sächsische Regierung die Schulpflicht gesetzlich ein. Niedersedlitz besitzt zu jener Zeit immer noch keine eigene Schule. Daher mussten die wenigen Kinder weiter bis 1875 in die Nachbargemeinde Leuben zur Schule gehen. Erst 1875 wird eine eigene Schule für 54 Schüler eröffnet, die jedoch schnell zu klein wird. Mehrfach gibt es Erweiterungen, die letzte fand 1910 ihren Abschluss, da betrug die Schülerzahl bereits 550 Schüler.
Im Jahr 1922 werden die Nachbargemeinde Groß- und Kleinluga nach Niedersedlitz eingemeindet. Der Ort vor den Toren Dresdens entwickelt sich kontinuierlich weiter und kann seine Selbstständigkeit noch bis 1950 behaupten. Erst danach verliert Niedersedlitz seine Selbständigkeit und wird nach Dresden eingemeindet. Seit 1875 gehörte Niedersedlitz Verwaltungstechnich schon zu Dresden.
Damit die Beschäftigten schnell zu den neu entstandenen Industrieansiedlungen gelangten wird 1899 die Dresdner Vorortbahn Laubegast-Leuben-Niedersedlitz als Meterspurige Strassenbahn eröffnet. Auch bekannt als Kummer & Co. Bahn bekannt. Eine Erweiterung erfährt die Strassenbahn 1906, wo die Linie über Zschachwitz nach Kleinschachwitz (bis 1932) an die Elbe verlängert wird. Im gleichen Jahr eröffnet ebenfalls die Meterspurige Lockwitztalbahn über Lockwitz nach Kreischa (bis 1977) ihren Fahrbetrieb. Im Zuge der Umspurung auf normal Spur 1932 wird die Strecke Bahnhof Niedersedlitz-Zschachwitz-Kleinzschachwitz über die Bahnhofstraße eingestellt.
Die zahlreichen Betriebe ermöglichen eine rasche Entwicklung vom Bauerndorf zur Industriegemeinde. Das belegen die Einwohnerzahlen, 1834 zählte man 253 Einwohner; 1910 waren es schon 3053 und 1936 gar 6905 Einwohner. Viele Arbeitsplätze entstanden sodass die Gemeinde Niedersedlitz davon profitieren konnte. Durch die wachsende Einwohnerzahl entstand auch eine nachfrage nach Wohnraum und Infrastruktur. Es entstanden eine Vielzahl von Villen und Ge-schäftshäusern. Seinen Wohlstand zeigte die Gemeinde Niedersedlitz mit der Errichtung von stattlichen Gebäuden (Rathaus, Post, Schule, Kino, Bad). Und zum Vergnügen und Geselligkeit wird der Gasthof Freitag errichtet, auch unter der „Goldene Löwe“ bekannt. Das Imposante Gebäude steht leider seit Jahrzenten leer und wartet auf einen Investor. Bemerkenswert ist, bereits 1908 begann der genossenschaftliche Wohnungs- und Eigenheimbau. Da entstand zum ersten auf ehemaliger Lugaer Flur die Wohnsiedlung, die als „Kolonie“ bekannt ist. Zwischen den Weltkriegen, begünstigt durch die Expansion des Sachsenwerkes, wird die Windmühlensiedlung errichtet.
Rathaus Niedersedlitz um 1920 Malzfabrik Briefkopf
Als letztes wird die an die 1873 von den Brüdern Pick gegründete Malzfabrik erinnert. Heute leider eine große Industrieruine, ein Lost Places.
Höntsch-Werke Reklamekarte Otto Kaufmann, Chemie Fabrik Gasthof Freitag